Warum der Osten keinen Streit mit Putin will
„Das Bündnis Sahra Wagenknecht plädiert für einen Frieden in der Ukraine um (fast) jeden Preis, auch zugunsten Russlands. Das kommt vor allem im Osten bei etlichen Menschen gut an.“ [Quelle, abgerufen am 24.08.2024]
“Diese Auffassungen, die der Bevölkerung von der SED-Propaganda jahrzehntelang eingeimpft wurden, sind mit dem Ende der DDR nicht einfach verflogen, sondern leben in Vereinen, Kleingartenanlagen, Freundeskreisen und Familien fort. Umfragen zeigen, dass die Verklärung der sozialistischen Vergangenheit sogar an Kinder und Kindeskinder weitergegeben wird.“ [Quelle, abgerufen am 24.08.2024]
Muss sich eigentlich gefühlt jeder Westdeutscher bemüßigt fühlen, uns im Osten zu erklären, was und warum wir Dinge falsch denken und machen?
Natürlich ist daran unser Aufwachsen in der DDR schuld. Natürlich haben nur die Russen im 2. Weltkrieg und danach Fehler gemacht. Natürlich sind nur die Russen aus Deutschland abgezogen. Halt. Das spricht ja jetzt für Russland. Wissen Sie eigentlich, welches Land in Europa die meisten Stützpunkt der USA hat? Sie können ja hier einmal zählen*. Ok, dann müssen wir gleich sagen, dass „sie ihre Freiheit nur der Stärke der Nato und der Unterstützung der USA im Ost-West-Konflikt zu verdanken haben.“ Abgesehen davon, dass Konflikte bevorzugt von den USA geschürt werden, cleverweise oft im Hintergrund, hat Russland eine großen Anteil, dass es ein vereintes Deutschland so heute gibt.
Ich möchte auf keinen Fall die Kompetenz des Historikers Hubertus Knabe in Frage stellen. Ich spreche jedoch sicherlich für viele Menschen im Osten, wenn ich sage, dass wir weder etwas gegen die Menschen in den USA noch in Russland haben. Und Frieden „um (fast) jeden Preis, auch zugunsten Russlands“ bedeutet eben auch, dass auf beiden Seiten keine Unschuldigen mehr sterben werden.
Denn wir Ostdeutschen können sehr wohl unterscheiden, wer hinter den ganzen Konflikten steht und davon profitiert. Und das hat sicher etwas mit unserer Geschichte zu tun. Das etwas damit zu tun, dass wir z. B. im DDR-System Nachhaltigkeit gelebt haben, zugegeben aus wirtschaftlichen Zwängen, dass wir solidarisch mit anderen Nationen und unseren Mitmenschen waren und grundlegende Aufgaben des Staates wie den ÖPNV und das Gesundheitswesen nicht Spekulationsobjekte waren.
Einseitige historische Betrachtungen und eine Verklärung des Westens und Kapitalismus sind jedenfalls auch nicht der richtige Weg. Auch kein Bashing gegen uns Ostdeutsche.
*) Die USA verfügten im Jahr 2015 über insgesamt 4.855 militärische Stützpunkte. Der größte Teil der Einrichtungen lag im Gebiet der Vereinigten Staaten, 114 lagen in US-Außengebieten. 587 Stützpunkte waren im Ausland angesiedelt, davon 181 in Deutschland. Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1134544/umfrage/militaerische-einrichtungen-der-us-streitkraefte/