Mythos Verbrennerverbot?
Wir Deutschen und unsere Autos – eine besondere Beziehung. Ich hatte leider unseren Familienbus selbst „verletzt“ und er musste für 1,5 Wochen in die Karosserieklinik. In der Zeit durfte ich als Leihwagen einen VW ID3, ein Elektroauto, fahren. Was soll ich sagen, ich bin ja schon mehrere Elektroautos gefahren, aber diesmal war die ganze Familie begeistert. Am liebsten hätten wir das Auto behalten. Ich konnte auch das ganze „Gemeckere“, hier zum Beispiel, nicht nachvollziehen. Wer mich kennt weiß, dass ich aus verschiedenen Gründen wirklich kein Fan von Volkswagen bin. Aber dieses Auto konnte mich begeistern.
Nun fahre ich einen Diesel und werde das trotzdem weiterhin tun, auch aus finanziellen Gründen und weil er ja auch als Camper dient. Ich bin auch der Meinung, es sollte nicht das Ziel sein, alle Verbrennerfahrzeuge durch andere mit „alternativen“ Antrieben zu ersetzten. Welches dann die beste Lösung sein wird, wird sich zeigen. Schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen werden die Hersteller von Fahrzeugen nicht ewig mehrere, ich nenne es mal Produktlinien, parallel betreiben. Ob uns das gefällt oder nicht, die Zeit der Verbrenner wird enden.
Ein Mißverständnis ist jedoch, dass es ein konkretes Verbot für Verbrennermotor gäbe. Dem ist nicht so! Die EU hat nun festgelegt, das Verbrennermotor ab 2035 lokal nur noch 0 g CO2 ausstoßen dürfen. Die ursprüngliche Regelung wurde, auch auf „Druck“ aus Deutschland, aufgeweicht. Wenn ein Verbrennermotor mit sogenannten eFuels betrieben wird, so kann er CO2-neutral sein, wenn die synthetisch hergestellten Kraftstoffe ausschließlich mit erneuerbare Energien erzeugt wurden.
Nun sollte inzwischen jeden klar sein, dass auch ein E-Auto nicht klimaneutral ist. Schon die Herstellung des Fahrzeuges erzeugt viel CO2, die Antriebsquellen, Brennstoffzelle und Akku, benötigen seltene Rohstoffe und spezielle Materialien, welche ebenfalls energieintensiv gewonnen werden müssen. Und da haben wir von den moralischen, sozialen und Umwelt-Aspekten noch gar nicht gesprochen. Ob eine CO2-neutrale Herstellung von synthetisch Kraftstoffen zu bezahlbaren Preisen überhaupt möglich ist, wird sich zeigen. Und auch welche Konsequenzen dies auf andere Bereiche dann hätte.
Auch hier findet man wieder ein schönes Beispiel, das die Welt eben nicht schwarz oder weiß ist und jede Sachen immer zwei Seiten hat. In dem konkreten Fall drängt sich mir sogar der Verdacht auf, dass es auch darum gehen könnte, der offensichtlichen Stärke von Tesla und chinesischen Herstellern bei der E-Mobilität etwas entgegenzusetzen. Prinzipiell ist es ja nicht schlimm, die einheimische Industrie zu schützen. Aber vielleicht sollte man das eher erreichen, in dem man diese stärkt und unterstützt.