Moral und Wirtschaft
VW steckt in der „Krise“. Wollen wir dabei mal außer acht lassen, dass „der Konzerngewinn … nach Steuern um rund 64 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro …“ absackte, also immer noch Gewinn erwirtschaftet wurde (https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/unternehmen/vw-gewinn-einbruch-drittes-quartal-100.html). Mir ist dabei klar, dass ich es betriebswirtschaftlich sicher nicht beurteilen kann, ob dieser Gewinn für den Betrieb „ausreichend“ ist. Das soll jedoch hier nicht das Thema sein.
Das die deutsche Autoindustrie ein Problem hat ist klar und Warnungen gab es von Experten schon vor vielen Jahren. Zwar bauen wir vermutlich die „besten Verbrennermotoren der Welt“ (https://www.auto-motor-und-sport.de/tech-zukunft/motoren-vierzylinder-v8/), nur die Welt um uns herum hat sich teilweise eben geändert. Nun können wir es moralisch verwerflich finden, das China z. B. den Markt durch Subventionen und Gesetze beeinflusst. Ändern werden wird dies kaum können, erst recht nicht, indem wir die „moralische Keule schwingen“ (https://www.autobild.de/artikel/e-autos-aus-china-kommentar-26273043.html).
Wie meint doch die FDP so schön: „Der Markt regelt alles.“ (https://www.youtube.com/watch?v=tNg2L0Jmgcs). Warum dann immer, wenn es irgendwo bei Unternehmen kriselt, nach dem „Staat“ gerufen wird (https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/VW-in-der-Krise-Konzernspitzen-fordern-Staatshilfen,hallonds90930.html)? Gewinne privatisieren und Verluste verstaatlichen? An dem Dilemma der deutschen Automobilindustrie hat neben der typischen deutschen Ignoranz, falschen Einschätzungen des Management sicher auch die verfehlte Politik unserer Regierung ihren Anteil. Moralisch gesehen müssen wir so bspw. Energie teuer einkaufen. Dazu kommt eben noch, dass Deutschland und die EU immer wieder andere Länder kritisieren und ihnen vorschreiben wollen, wie sie sich zu verhalten haben. Begriffen haben viele scheinbar immer noch nicht, dass der „Werte-Westen“ immer mehr an Einfluss in der Welt verliert. Wir haben uns wissentlich, aus wirtschaftlichen und politischen Gründen, abhängig von Ländern wie China gemacht. Und wie sagt man so schön, „man beißt nicht die Hand, die einen füttert.“ Genau das tun wir jedoch, indem wir glauben, unsere moralische Vorstellungen und Werte als Maßstab für die ganze Welt anzusehen.
Vernünftig wäre es, mit Geschäftspartnern auf Augenhöhe zu agieren, politische Realitäten anzuerkennen und die Interessen des eigenen Landes, sicher auch der EU als Ganzes, in den Mittelpunkt des politischen und wirtschaftlichen Handels zu stellen. Und dann, wenn die Geschäftspartner erkennen, dass man an einer guten, fairen und gleichberechtigten Zusammenarbeit interessiert ist, dann kann man durchaus versuchen, konstruktive Kritik zu üben und Vorschläge zu machen. Vielleicht kann der Westen dabei sogar manches besser verstehen und ebenfalls etwas lernen.
Die deutsche Autoindustrie jedenfalls werden wir nicht mit Strafzöllen und dem Hinweis auf die „besten Verbrennermotoren“ der Welt retten. Der Markt regelt eben doch nicht alles, wie man in China sehen kann (https://www.handelsblatt.com/politik/international/subventionen-so-viel-geld-pumpt-china-in-elektroautos/100046965.html). Das kann uns gefallen oder nicht, wir sollen uns im Sinne unserer Wirtschaft damit vorläufig abfinden und bspw. versuchen, den „besten E-Motor“ der Welt zu bauen. Milliarden in unsere Autoindustrie zu pumpen wäre übrigens dann auch moralisch verwerflich, oder etwa nicht?